Ein Schweigeseminar? Das ist nichts für Frieda Braun. Deshalb war sie auch froh darüber, dass sie am Freitag- und am Samstagabend zu der Premiere ihres neuen Programms unter dem Namen "Sprechpause" im Bestwiger Bürger- und Rathaus jeweils auf einen vollen Saal mit knapp 400 Zuschauern traf. Da unterbrach sie ihr Schweigen und begann zu reden. Wie ein Wasserfall.
Und auch über Wasserfall. Denn dort unternahm die "Splittergruppe" der kfd, der Frieda angehört, eine viereinhalbstündige Ortsbegehung. Schweigend. Eine Woche lang dauern die Besinnungstage in Andreasberg. Nur zehn Worte dürfen die elf Frauen am Tag verwenden: "Da muss ich aber gucken, dass ich mich ergiebig ausdrücke" - was schon zehn Worte sind.
Das fällt ihr nicht leicht. Es gibt einfach viel zu viel, das sie kommentieren muss: Wenn das Agatha, das aus der Kirche ausgetreten ist, zum Beispiel weiterhin die Messe besucht: "Sie geht also in die Kirche, aber umsonst. Die betet jetzt quasi schwarz." Oder wenn das Brunhild, mit der sich Frieda ein Zimmer teilt, Ziegenkäse und Sechskorn-Brot verdaut. Und dann immer diese Schweige-Essen: "Ich kann es schon gar nicht mehr hören!"
Sauerländer ist rotationsfrei gelagert
So nimmt die Winterbergerin Karin Berkenkopf in ihrem neuen Programm als Frieda Braun einmal mehr die Eigenarten der Sauerländer aufs Korn: "Der Ingenieur hätte seine wahre Freude an ihm: Denn er ist rotationsfrei gelagert." Wie es sich jährlich beim Briloner Musiksommer zeige: "Die Rheinländer lassen sich von der ersten Schallwelle der Band mitreißen. Am Sauerländer brechen sie." Denn der halte sich lieber im Schlagschatten des Biertempels auf.
Und so redet sie über zwei Stunden lang fast ohne Pause. Sie philosophiert darüber, was man alles in Gedanken macht. "Da vollbringt man ja großes. 's Ziska hat zum Beispiel beim Fernsehnachmittag in Gedanken eine ganze Nusstorte gegessen." Sie wird sogar politisch, als sie darauf verweist, dass die Chinesen jetzt schon von Winterberg Besitz ergreifen: "Man kann es schon überall hören: Chi, Chi-Hang, Chi-Hand-Schuh..." Und ihr bürgerliches Weltbild gerät ordentlich durcheinander, als sie auch noch auf eine "Tupper-Party" für Sex-Spielzeug gerät: "Da gab es ja sogar batteriebetriebene Zigarren!"
In der Damenabteilung "nur mal gucken"
Und auch die Männer bekommen ihr Fett weg: Zunächst ihr Gatte Erwin, der beim Bereithalten von BHs für Frieda vor der Umkleidekabine von der Verkäuferin angesprochen genau den Satz sagt, "den 'mann' in der Damenabteilung niemals sagen darf: 'Danke, ich komme zurecht. Ich will nur mal gucken'."
Aber auch Wigbert ist ein Fall für sich. Der fällt bei der Polizeikontrolle auf, obwohl er den Alkohol, so wie die professionellen Schmuggler, nicht etwa als Flaschen im Auto mitführt, "sondern direkt im Körper". Wenigstens bereue Wigbert: "Der will jetzt leben wie ein Aztek."
Die Zuschauer bereuten ihr Kommen dagegen nicht. Sie feierten Frieda Braun an beiden Abenden mit lang anhaltendem Applaus. Unser Vereinsvorsitzender Jan Frigger sagte: "Als Frieda Braun hier vor 18 Jahren das erste Mal auf einer größeren Bühne auftrat, war es für sie eine Ehre, von uns eingeladen worden zu sein. Heute ist es für uns eine Ehre, dass sie hier weiterhin die Premieren ihrer neuen Programme gibt." In den nächsten Monaten geht es für Frieda Braun mit ihrer "Sprechpause" durch die ganze Republik.
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