„Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ hat Theodor W. Adorno gesagt. „Aber vielleicht ein etwas weniger falsches?“, fragt Hagen Rether und guckt das Publikum an, als er auf der Suche nach denjenigen ist, die die Welt retten können. „Entschuldigung“, sagt er dann mit seiner ruhigen Stimme, die so viel Beunruhigendes von sich gibt: „Aber ich sehe hier gerade niemand anderen.“
Die knapp 400 Zuschauer im ausverkauften Rathaussaal hatten am Sonntagabend nicht nur eine Menge zu lachen. Sie kamen auch ins Grübeln. „Jemanden zum Lachen zu bringen ist einfach. Aber jemanden zum Weinen zu bringen, ist eine Kunst“, verrät der Künstler hinter der Bühne. Und er hält sein Publikum für reif genug, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Denn Schuld am Zustand unserer Welt seien nicht die da oben, sondern wir selbst.
Gesetze werden den Fleischkonsum regeln
„Von 100 Kalorien Energie, die für das Fleisch, das wir beim Metzger kaufen, aufgewendet werden, bleiben nur drei für uns übrig. Jede Firma würde mit einer solchen Bilanz nach der Veröffentlichung ihrer ersten Quartalszahlen Pleite gehen“, rechnet der überzeugte Veganer vor – und erzählt weiter, dass man 10.000 Liter Wasser für ein Kilo Rindfleisch braucht. „Das wird irgendwann nicht mehr gehen. Und dann regelt das ein Gesetz“, ist Hagen Rether überzeugt. Aber noch gebe es ein Zeitfenster, in dem wir daran selbst etwas ändern können – wenn doch wenigstens alle mal anfingen.
In einem Land, das jährlich 30 Milliarden Euro zur Bekämpfung von Übergewicht ausgebe, sollten sieben Milliarden für die Flüchtlinge bis 2018 kein Thema sein. Und dass Griechenland kein weiteres Geld bekommen dürfe, weil es seine Hausaufgaben nicht mache, sei so paradox wie 'Gefrierbrand': „Haben wir denn unsere Hausaufgaben gemacht? Haben wir die Börsenumsatzsteuer eingeführt? Haben wir die Steuer-Schlupflöcher gestopft?“ Hagen Rether lebt gerne in einem Land, in dem das Rechtssystem funktioniert, in dem es Fernsehsender wie Arte gibt und in dem man seine Meinung sagen darf: „Aber dann müssen wir es auch gelegentlich tun.“
Facharbeiter laufen mit Stöcken durch den Wald
So etwa zum Bildungssystem: „Heute werden die Menschen 90 und 100 Jahre alt. Warum müssen sie dann mit 17 ihr Abi machen? Jetzt gibt es sogar schon Elternabende an den Unis.“ Auf der anderen Seite schicke man die Facharbeiter mit 60 in den Ruhestand: „Die lesen dann in der Zeitung, dass Facharbeiter fehlen, und laufen noch 30 Jahre mit Stöcken durch den Wald…“ Andere Länder machten es anders – und besser: "Es gibt doch Industriespionage. Gibt es denn keine Sozialspionage?"
Hagen Rether leitet aus seinen komplexen Gedankengängen manchmal ganz einfache Fragen ab: "Wieso nennen wir die Armen eigentlich sozial schwach? Sozial schwach sind doch eher die Reichen." Oder er findet ganz unerwartet einen Ausweg im Witz: Zum Beispiel, als er darüber philosophiert, wie feige wir Selbstmordattentate finden. „Ich wäre ja lieber Drohnenpilot. Dann könnte ich von zu Hause aus arbeiten.“ Oder: „Haben Sie schon gehört? Der Obama ist gar nicht echt. Das ist der Wallraff.“ Insofern durfte man in den dreieinhalb Stunden auch immer wieder lachen. Hagen Rether versteht es eben, beides zu vereinen: das Lachen und das Weinen. So bleibt dem Publikum dieser Abend besonders intensiv in Erinnerung.
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