Vom Verkehrsstau aus direkt auf die Bühne

Sebastian Pufpaff am 4. November 2016 im Bestwiger Bürger- und Rathaus

Das hatte das Bestwiger Publikum bei Kultur Pur auch noch nicht erlebt: Sebastian Pufpaff kam am Freitagabend staubedingt erst nach sechsstündiger Fahrt in Bestwig an - um dann schon fünf Minuten vor offiziellem Beginn seines Auftritts auf die Bühne des Bestwiger Bürgersaals zu kommen: "Ich bin nur das Vorprogramm. Wir machen jetzt den Soundcheck. Dafür hatten wir vorhin keine Zeit. Und wenn gleich der Künstler auf die Bühne kommt, tun Sie so, als hätten Sie mich noch nie gesehen..." Schon dieser Auftakt brachte die fast 400 Zuschauer in Stimmung, redete sich Pufpaff angesichts der umgefallenen Schweinehälften auf der Autobahn doch gleich in Rage.

Mit der S-Klasse durch den sozialen Brennpunkt
Das tat er auch im offiziellen Teil seines Programms. Manches schien ernst gemeint - aber dann driftete er immer wieder ab in bösen Sarkasmus, der die Oberflächlichkeit unseres Lebens schonungslos offenlegte. Was zählt noch ein Menschenleben? Was die Ehe? Wofür nehmen wir uns noch Zeit?
Warum sollte man im Baumarkt einen Reiniger für die Heizungsrippen für 20 Euro kaufen, wenn ein Holzstab und ein Hamster ein paar Gänge weiter nur die Hälfte kosten? Warum nicht mal mit der S-Klasse durch den Sozialen Brennpunkt fahren und den Menschen ein paar Pfandflaschen zuwerfen? "Dann klafft die Schere zwischen Arm und Reich nicht mehr so weit auseinander!" Und warum viel Geld für das Menü bei einem Sternekoch zahlen, von dem man nicht satt wird? "Die wahren Spitzenköche sind die, die für 99 Cent mit viel Glutamat einen genießbaren Döner hinbekommen!"

Im Mittelalter haben Ehen noch funktioniert
"Wie definieren wir heute noch einen romantischen Abend? "Mit Chips vor dem Tatort? Dann setzen wir uns also in die eingesessene Mulde auf unserer Couch und fressen uns dem Täter entgegen, den wir schon seit der ersten Minute kennen?" Und das womöglich auch noch immer mit demselben Partner an der Seite? "Schon jetzt wird jede zweite Ehe geschieden. Warum machen wir das noch?" Im Mittelalter habe das ja funktioniert: "Damals wurden wir durchschnittlich nur 34 Jahre alt. Da waren die Männer während der Ehe vier Jahre auf Kreuzzug. Dann haben sie ein Jahr lang davon erzählt und anschließend angefangen zu trinken. Da war das noch machbar."
Frei nach dem Motto "Ich bin Deutscher - ich brauche Krisen!" äußerte sich Pufpaff auch zu den Pegida-Demonstrationen in Dresden: "Waren Sie schon Mal da? Die haben 2,4 Prozent Ausländer. Wenn man da aus der Haustür kommt, hat man Berge von Ausländern an die Seite zu schieben. Und die klauen einem alles weg. Ist doch logisch, dagegen zu demonstrieren!"

An der Zeit, Vorurteile zu überwinden
Zum Ende aber änderte sich Pufpaffs Tonfall. Und er fragte seine Zuschauer, ob es nicht mal an der Zeit sei, Vorurteile hinter sich zu lassen, danach zu fragen, was wirklich wichtig ist und alles noch einmal "auf Anfang" zu stellen. Er warnte davor, Politikverdrossenheit in eine Protestwahl münden zu lassen: "Wenn man die Bilder aus dem Wahlprogramm der AfD 'rauslässt, bleiben 14 Seiten über. Und zu so wichtigen Themen wie Bildung, Umweltschutz oder innerer Sicherheit steht darin eigentlich - nichts."
Dafür gab es ebenfalls viel Applaus. So war es ein unvergesslicher Abend. Auch für Sebastian Pufpaff - dessen Mikrophon anfangs brummte (der Soundcheck war wohl doch etwas knapp gewesen) und dann zu seiner Freude ein neues mit rosafarbenem Griff bekam. Ins Gästebuch schrieb er: "Nach Wasserrohrbruch, zwei LKW-Unfällen mit Vollsperrungen und insgesamt sechs Stunden Anfahrt für 160 Kilometer bleibt mir nur eins zu sagen: Für Bestwig jederzeit wieder!"

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