Die Sehnsucht nach der Ehrlichkeit

Helmut Schleich überzeugt am 22. April 2017 als Franz-Josef Strauß und Heinrich von Horchen

Gekonntes und hochaktuelles Kabarett erlebten 150 Zuschauer am Samstagabend im Bestwiger Bürger- und Rathaus. Zwei Stunden lang analysierte Helmut Schleich schonungslos die betrügerischen Mechanismen der Politik, nicht ohne sich über das mangelnde politische Bewusstsein unserer Gesellschaft zu echauffieren.

Die Grünen seien abgedriftet in ein Dasein zwischen Eigenheim und Biotonne: „Wenn Cem Özdemir sagt: ‚Ich bin ein Pazifist. Aber nicht ohne Wenn und Aber – dann hat er mit diesem Satz das Zeug zum Verteidigungsminister.“ Winfried Kretschmann verrate die Grundwerte der einstigen Friedensbewegung in seiner Koalition mit der CDU: „Schwarz-Grün ist so, als wenn man mit 40 wieder daheim einzieht – weil es bei Mutti doch am besten schmeckt.“
Und die SPD? Sie vertraue jetzt dem Heilsbringer Schulz, weil er als Zugpferd und Gabriel nur als Nilpferd tauge. Auch wenn der Kanzlerkandidat mit seiner Partei wie Kolumbus durchs Meer treibe, ohne zu ahnen, wo er ist und wo er ankommt.

"Bavaria first - und ich bin der Firster"
Ins einer Paraderolle als Franz-Josef Strauß ließ der Bayer Schleich auch kein gutes Haar an der CSU. „In meiner Partei“, sagte er mit dem Strauß-üblichen Griff an den Kragen des  Sackos „ist Vetternwirtschaft kein Skandal, sondern ein Wesensmerkmal.“ Auch für ihn habe schon immer gegolten: „Bavaria first – und ich bin der Firster.“ Stolz verwies er darauf, dass man in Bayern für Fremdenfeindlichkeit gar keine Ausländer brauche: „Bei uns übernachten alle Gäste im Fremdenzimmer.“
Gekonnt und gewitzt wechselte Helmut Schleich die Charaktere und die Perspektiven. Als Heinrich von Horchen, der schon die Kaiserzeit miterlebte, blickte er aus der Vergangenheit in die Gegenwart. Und da wirkt manches seltsam verzerrt – zum Beispiel unsere Wahrnehmung der Türkei. „In der EU darf das Parlament noch nicht mal ein Gesetz einbringen. Das sollte sich der Erdogan mal erlaben.“ Vielmehr spiele sich dieses Verfahren in Brüssel und Straßburg in der EU-Kommission ab. Und wer sich ansehe, wie die besetzt sei, dürfe über die Regierungsmitglieder von Erdogan oder Trump nicht lästern. „Stattdessen aber gibt es in Bayern schon Eltern-Initiativen, die das Trumpolin als sexistisches Sportgerät verbieten wollen.“

"Doch ein normaler US-Präsident"
Uns scheint es eher zu beruhigen, dass Donald Trump Syrien mit Raketen beschießt: „Aha, doch ein normaler US-Präsident.“ Und wir regten uns nicht darüber auf, dass eine Bank wie Goldman Sachs fünf Milliarden Dollar im Jahr durch Spekulationen auf Lebensmittelpreise verdient – und dadurch ganze Völker ausrottet. Zur Zeit Heinrich von Horchens gab es noch Bankbeamte: „Die waren vielleicht spießig. Aber die interessierten sich mehr für das Formular als fürs Geld. Deshalb hat man ihnen vertraut.“ Heute seien die Banken dagegen korrupt und deren Rettung der einzige Verdienst der Europäischen Union in den vergangenen Jahren.
Sympathisch findet van Horchen daher die Wallonen: „Kennen Sie die? Die haben sich die TTIP-Verträge durchgelesen und ihrer Bevölkerung erklärt, was darin steht. Das widerspricht jeder demokratischen Gepflogenheit.“ So bewegt sich Helmut Schleichs Humor nicht selten an der Grenze zum Zynismus. „Wer weiß, ob das mit der EU gut geht? Vielleicht müssen wir ja eines Tages Großbritannien beitreten. Und dann muss der Dobrindt hier den Linksverkehr organisieren.“

"Der Begriff 'Siechenhaus" war wenigstens ehrlich gemeint"
Dabei sehnt sich Helmut Schleich wie seine Figur Heinrich vor allem nach Aufrichtigkeit. „Auch wenn es früher ‚Siechenhaus‘ hieß. Das war wenigstens ehrlich.“ Heute seien selbst die Altenheime ökonomisiert. Man gebe für Gesundheit mehr aus als je zuvor. Dabei wolle die Pharma-Industrie gar nicht, dass man gesund werde, „sondern nur, dass man es möglichst lange mit der Krankheit aushält.“ Das sei in der Tat krank. Aber seine Hoffnung auf die Gesundung der Gesellschaft gibt Helmut Schleich nicht auf. Er kämpft dafür – auf der Bühne.

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