"Syrien lebt in jedem von uns"

Multikulturelles Theaterprojekt beeindruckte am 25. Juni die Zuschauer im Bestwiger Rathaus

Als Max Qais Janneh auf der Bühne steht und von seiner zerstörten und zerissenen Heimat in Syrien erzählt, herrscht gebannte Stille im Saal. "Syrien lebt in jedem von uns", mahnt er. Man mag es beziehen auf die Angst vor dem Fremden, den Hang zur Bequemlichkeit oder die Neigung, wegzusehen, die in allen Menschen steckt. Doch die Vorführung, die die Migranten, Flüchtlinge und Einheimische aus dem Sauerland am Sonntagabend im Bestwiger Bürger- und Rathaus präsentierten, rüttelte auf. In diesen zwei Stunden sah niemand der 180 Zuschauer weg.

Erst vor wenigen Wochen hatte die Collage, die die Schauspielerin Beate Ritter und die Musikerin Susanne Lamotte auf Initiative einiger Flüchtlinge mit den rund 20 Protagonisten erarbeitet hatten, in Brilon Premiere gefeiert. Die Verantwortlichen waren sich einig: "Das müssen wir noch einmal auf die Bühne bringen." Kultur Pur sagte zu und sorgte somit für die zweite Aufführung in Bestwig.

Gelungenes Beispiel der Integration

Stellvertretend für den Schirmherrn MdB Dirk Wiese lobte der Fraktionsvorsitzende der SPD in Bestwig, Thomas Liedtke, das multikulturelle Theaterprojekt  "Lebenswege" als einen gelungenen Beitrag der Integration. Auch MdB Patrick Sensburg hatte das Projekt unterstützt und Bestwigs Bürgermeister Ralf Péus das Rathaus gern zur Verfügung gestellt.

Die Darsteller aus den verschiedenen Ländern erzählten keine durchgehende Geschichte, sondern Episoden aus ihrem Leben. Dabei sind die Texte fast alle selbst geschrieben: Mahnende Dialoge, Erzählungen aus Erinnerungen, Berichte über die Kultur  und die Bräuche in ihren Ländern. "Reitet Ihr noch auf Kamelen?" wurde Orwah Oard aus Damaskus in Deutschland gefragt. Nein, auch bei uns gibt es Autos, Handys, Fernsehen - und Waffen.

Keine Geschichten aus einer anderen Welt

Orwah stammt nicht aus einer anderen Welt, sondern aus dieser. Nur dass sein vierjähriges Kind keine Schule besuchen kann und dass seine Frau täglich auf der Straße nach Wasser suchen muss. Mitten im Krieg. Er möchte, dass die Menschen verstehen, warum er geflüchtet ist, warum er seine Familie nachholen will - und dass es dafür wichtig ist, die Bevölkerung in Deutschland für das Schicksal dieser Menschen zu interessieren.

"Ich denke oft an ein Leben, wie es sein könnte, wenn es nicht so wäre, wie es leider ist", wiederholt Marie-Luise Nilius mantra-artig immer wieder aus einem Gedicht. Und Orwah zitiert Deutsche, die ihm hier begegneten, mit den Worten: "Es wird Zeit, dass die Euch deportieren."

Doch zwischendurch werden die düsteren Töne mit bunten Projektionen, Humor und Leichtigkeit durchbrochen. Etwa, als sich die Darsteller zu einem gemeinsamen Fest auf der Bühne versammeln. Saeid, ein Kurde aus dem Iran, stellt das arabische Neujahrsfest in seiner Heimat vor, Max aus Syrien erklärt den Ramadan und Uwe Nolte aus Deutschland schildert die Bräuche zu Ostern. Eine Szene, die zeigt, wie wunderbar sich verschiedene Kulturen ergänzen.

Wir können uns abwenden oder offen sein

Jungen und Mädchen aus dem Kinderchor der Neuen Chorwerkstatt Brilon und der Franziskus-Schule in Bruchhausen singen unbeschwert Kinderlieder und machen den Erwachsenen klar: "Dass ein Kind alles hat, was es braucht, dafür seid Ihr auf Erden." Susanne Lamotte und Dirk Mündelein begleiten die Darsteller und Chöre dabei am Flügel und an der Gitarre. In Dur und in Moll.

In einem Monolog bringt Sabine Schley auf den Punkt, worum es geht: "Hier im Sauerland sind viele Menschen angekommen, die uns fremd sind. Wir können uns abwenden oder ihnen mit Offenheit begegnen. Dasselbe gilt umgekehrt: Sie können sich abkapseln oder uns einen Vertrauensvorschuss entgegenbringen. "

Dafür gab es vom Publikum viel Applaus. Es war ein aufwühlender und emotionaler Abend. Auch für die Darsteller selbst, die sich danach noch gerne und lange mit den Zuschauern unterhielten.

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