Am Schluss kam sogar die Queen

"Seid Ihr bereit für die Queen?", fragt Ozzy Ostermann das Publikum in der Velmeder Schützenhalle zum Ende der Show. Und erst beim dritten Mal traut sich das Publikum laut zu rufen: "Ja!" Leichte Hemmungen infolge der Corona-Pandemie sind noch zu spüren. Aber dann betritt die "Queen" die Bühne. Uwe Lyko alias Herbert Knebel als Tina Turner herself: Und jetzt ist das Publikum außer Rand und Band.

Endlich wieder Kultur Pur in Bestwig. Nach 20-monatiger Zwangspause war der Auftritt des Affentheaters mit seinem Programm "Außer Rand und Band" die erste Veranstaltung. Das freute auch das Team von Kultur Pur, das hinter der Bühne fast vollzählig versammelt war. 300 Zuschauer durften in der Schützenhalle dabei sein.

Fast so wie immer

Und Herbert Knebels Quartett tat fast so, als wäre nichts gewesen: Das Corona-Virus war auf der Bühne kein Thema. Stattdessen Saugroboter, Kreuzfahrten, Fahren ohne Tempolimit, das Älter-Werden und Ehekrisen.

"Wat hatt sich doch alles verändert, seitdem ich fünf war. Dreierkette, Viererkette, Pressing, Gegenpressing. Früher gab es Pressing nur im Kreißsaal", philosophierte der ewige Rentner. Und der Blick ging oft in Vergangenheit, so als ob das Affentheater die vergangenen 33 Bühnenjahre schon jetzt Revue passieren lässt.

"Kerl, wat war ich damals doch für ein Geschoss", bewundert Ozzy Ostermann ein Foto aus den Anfängen des Ensembles. Und Knebel kontert im Hinblick auf Ozzys Wampe: "Ja kannze mal sehen: Vom Geschoss zur Kanonenkugel. So kann dat gehen." Aber auch der "Trainer" am Schlagzeug wird älter. Er stellt fest: "Ich kann echt nich mehr gut sehen. Neulich hab ich schon meine eigene Frau hinterher gepfiffen."

Ein Roboter ist noch nicht nötig

Einen Roboter braucht Herbert Knebel aber im Alter noch nicht. "Nee, dafür hab ich ja schließlich geheiratet." Auch wenn der Saugropboter von Freund Heinz gegenüber seiner Frau einen entscheidenden Vorteil hat. "Da ist immer noch Garantie darauf."

Insofern ist selbst die Ehe "anunfürsich" nicht mehr das, was sie mal war. Deshalb wurde beim letzten Junggesellenabend über die große Frage diskutiert, was die Ehe ist. "Sackgasse oder Irrtum? Oh, da gingen die Meinungen aber weit auseinander", so Herbert Knebel.

Und schließlich haben Knebels Mannen auch mit Umweltschutz noch nicht viel am Hut: Sie gehen ebenso mit der "SM Monika" auf Kreuzfahrt wie sie mit Vollgas durch die Straßen fahren.

"Mensch, Ozzy: Du wurdest mit 120 in der Fußgängerzone geblitzt? - Wie konnte datt denn passieren?" Ozzy trocken: "Ja, konnte ich denn ahnen, datt die in der Fußgängerzone blitzen?"

Der Selfiestick bleibt in der Hose

Natürlich wird es bei diesen emotional so aufgeladenen Themen manchmal etwas anzüglich. Zum Beispiel, als der Trainer Ozzys Teleskop-Selfiestick bewundert und sagt. "Ich habe ja auch einen Selfiestick." Da drehen sich Knebel, Ernst Pichl und Ozzy zu ihm um und meinen: "Den fährst Du aber jetzt nicht aus, oder?"

Höhepunkte sind beim Affentheater immer die Songs. Welthits umgedichtet ins Ruhrdeutsch: ob von Pink Floyd, den Bee Gees, Roy Orbinson, den Beatles oder David Bowie. Und natürlich bleiben nach einem solchen Abend die sprachlichen Stilblüten haften: wenn Freund Theodorakis "griechische Wurzeln im Blut" hat, die Junggesellen "in den Hafen der Ehe schiffen" oder Knebel beim Anprobieren des Tina Turner-Kostüms meint: "Jetzt nur noch die Socken stramm ziehen. Dann ist der Lachs gelutscht."

Furioses Finale

Als King of Pop hatte das Publikum ihn ja schon bei seinem letzten Auftritt im Mai 2018 in der Schützenhalle gesehen: im Elvis-Kostüm. Und jetzt als Queen Tina. Das war der Hohepunkt des Abends. Hinter der Bühne verriet Knebel-Darsteller Lyko: "Solche Ideen entstehen immer zufällig bei den Proben." Jetzt darf man sich natürlich fragen, wie Knebel das mit dem Affentheater bei seiner letzten Tournee, die im nächsten Jahr beginnen soll, noch steigern will. Das dürfen dann hoffentlich auch wieder 800 Zuschauer in der Schützenhalle miterleben.

P.S.: Diese Veranstaltung wurde durch das Landesprogramm Neustart Miteinander gefördert. Dafür danken wir herzlich.