Da ruft sogar Gott in Bestwig an

Friedemann Weise arbeitet den ganzen Content der Welt ab: vom Urknall bis zum Klimawandel

Schließlich musste sich sogar Gott per Telefon melden: Der Satiriker, Comedian und Liedermacher Friedemann Weise hinterfragte am Sonntagabend in der ihm eigenen Art die Logik unserer Welt. Und er nahm sich fleißig vor, "das bisschen Content" in gut zwei Stunden abzuarbeiten: dazu gehörten unter anderem die wirklich großen Fragen wie "Muss man Barfußschuhe in einer Moschee eigentlich ausziehen?" oder "Was isst ein Bäcker morgens zum Frühstück? Die frischen Brötchen backt er ja erst." Und auch die kleineren Probleme packte er nebenbei gekonnt an: etwa die Wohnungsknappheit, den Fachkräftemangel oder den Klimawandel.

Das Wohnungsproblem hat Friedemann Weise für sich sehr einfach gelöst: Er wohnt jetzt bei IKEA. Und um ohne Brille nach draußen sehen zu können, schlägt er Fenster in Sehstärke vor. Den Fachkräftemangel bestaunt der Comedian wiederum ganz gelassen bei Sendungen wie Hart aber fair - "denn da tauchen immer dieselben Typen auf".  Und schließlich hat er, um nachhaltiger und klimafreundlicher zu leben, seine Ernährung von regional auf saisonal umgestellt: "Das ist ja die nächste Stufe der Ernährungspyramide." Regional sei ja alles. Auch die Avocado käme aus einer Region. Saisonal aber heißt: Im Winter gibt es "Schnee mit Sauce aus der Dose", im Frühjahr wartet man auf den Sommer und im Herbst gibt's Kürbis. Das sei sparsam und nachhaltig. Und erst recht, wenn man dann auch noch ein innovatives Mörser-Sharing mit den Nachbarn entwickele - "denn der durchschnittliche Mörser steht ja 18 Stunden am Tag nur rum."

Gott macht eine Phase durch

Zwischendurch meldete sich das kleine Friedemännchen aus seinem Schuhkarton-großen Zuhause über einen Beamer zu Wort. Eine Art Gewissen. Oder doch nur der kleine Mann im Ohr? Jedenfalls fing er den erzürnten Gott ab, als der erbost anrief. Kurz vorher hatte Friedemann Weise einen Perspektivwechsel gewagt. Und da er sich die Rolle des Astronauten nicht zutraute, entschied er sich für Gott. Mit fröhlichem Gitarrenklang sang der Liedermacher: "Hab' Euch meinen Sohn geschenkt, und Ihr habt ihn ans Kreuz gehängt." Gott aber zweifelte an, dass Jesus sein Sohn sei. Ob es denn einen DNA-Test gebe? Überhaupt sei die Bibel von ihm gar nicht autorisiert. Wenig später bat Gott Friedemännchen aber um Entschuldigung:  Er sei doch sehr aufbrausend gewesen und mache gerade eine "Phase" durch.

Also geht es Gott nicht anders als den Menschen. Denn Friedmann Weise machte am Sonntagabend ganz viele Phasen durch. Manchmal sogar mehrere in einem Lied. Amüsierte er sich gerade noch über die angebliche Einmaligkeit eines Angebers ("Oh Entschuldigung! Ich habe Dich verwechselt!"), ärgerte er sich im nächsten Augenblick schon darüber, dass er eine Kundenberatung bewerten soll ("Wie, bewerten? Ich habe gerade schreiend aufgelegt! Und jetzt wollt Ihr noch Sternchen dafür?"). Gab er in einem Moment schlaue Ratschläge ("Zwölf Stunden Smartphone am Tag sollten für Kinder reichen. Und dann noch höchstens sechs in der Nacht"), resignierte er angesichts eines versehentlichen Likes bei der Online-Werbung für eine fremde Waschmaschine ("Die fragt mich: Wieso hast Du eine andere geliked? Daraufhin hatten wir Streit. Jetzt ist sie im Streik").

Beim Urknall gab es noch nichts für die Ohren

So verfiel Friedemann Weise gelegentlich in melancholische Nostalgie: In Zeiten ohne Rückfahrkamera musste man selbst noch nach hinten gucken. In der Steinzeit hatten die Menschen dicke Baumstämme den Berg runtergeschoben, bevor sie auf die Idee kamen, sie zu rollen. Und beim Urknall gab es auch noch nichts für die Ohren. "Und?", fragte der Comedian weise - "Hat's uns geschadet?"

In solchen Beobachtungen fanden sich die 100 Besucherinnen und Besucher offenbar wieder. Ebenso in seinem Blick auf Bestwig, Ostwig und Halbeswig: "Was sind das denn für Kategorisierungen? Da ist ja sogar die Relativitätstheorie einfacher zu verstehen als die Rangordnung der verschiedenen Wigs..." So wird Bestwig dem Künstler wohl in Erinnerung bleiben - hoffentlich in genauso guter Erinnerung wie er seinem Publikum.

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