„It was really amazing!“, waren sich die vier Südengländer einig, die eigens zu dem Konzert des australischen Gitarristen Tommy Emmanuel nach Bestwig angereist waren. Und ähnlich ging es wahrscheinlich auch den Gästen aus Wien. Aus weitem Umkreis waren die Fans am Samstagabend ins Sauerland gekommen. Und sie erlebten ein Fest der Gitarrenmusik.
Schon Mike Dawes gewann das Publikum als Opener schnell für sich. Mit seinen sphärischen Klängen, gekonnten Riffs und launigen Kommentaren heizte er dem Bürgersaal ein. Schon im November 2019 hatte er das Konzert von Tommy Emmanuel in Bestwig begleitet – und die fantastische Stimmung noch gut in Erinnerung.
Darauf freut sich auch Tommy Emmanuel jedesmal, wenn er ins Sauerland kommt: Bestwig ist einer seiner ersten Spielorte in Deutschland gewesen. Der Künstleragent Henno Althoff habe ihn 1997 in Nashville getroffen und nach Lippstadt eingeladen. Dort trat der Australier zunächst in der Stadthalle auf: „But not in the big hall. Just in the Foyer“, bekannte der Musiker. Erst beim zweiten Mal spielte er im großen Saal. Und von da aus habe er seinen Wirkungskreis in die Metropolen der Umgebung erweitert: „Next I‘ve been in Rietberg, in Dortmund – and then: Bestwig.“
Sein erster Auftritt hier liegt jetzt schon 25 Jahre zurück. Die waren auch dank des Hauptsponsors, der Sparkasse Mitten im Sauerland, regelmäßig möglich. Aus diesem Anlass hatte ihm der Vorstand von Kultur Pur vor seinem Auftritt ein T-Shirt überreicht. Die Aufschrift „25 + x“ sollte andeuten, dass es nicht das letzte Gastspiel gewesen sein soll.
Immerhin: Tommy Emmanuel feiert bald seinen 70. Geburtstag. Aber er erklärte: „In my head I am still 21.“ Das lässt darauf hoffen, dass er noch viele Jahre auf der Bühne steht. Und so spielte der Grammy-Gewinner auch auf: virtuos, voller Energie, ohne Pause. Selbst den Riss einer Saite überspielte Tommy Emmanuel lässig.
Fast 90 Minuten lang wirbelte er allein über die Bühne, interpretierte bekannte Klassiker – etwa von den Beatles – oder spielte eigene Kompositionen. Einige davon sind noch ganz neu und werden erst im Sommer auf seinem nächsten Album eingespielt. Doch der Australier kann nicht nur Vollgas geben. Die leisen Töne des Blues und der Balladen beherrscht er ebenso souverän. Dazu waren die Lichteffekte sorgfältig arrangiert. So wurde das Konzert zu einem einmaligen und kontrastreichen Musikerlebnis.
Und zum Schluss bat Tommy Emmanuel Mike Dawes noch einmal zu ihm auf die Bühne. Ihre Interpretation des Hits „Fields of Gold“ – bekannt vor allem durch die Version von Sting – ging unter die Haut. Und bei ihrem fulminanten Abschluss überboten sich beide Musiker gegenseitig. Dafür spendierte das gesamte Publikum Standing Ovations.
Den meisten Besuchern fiel es schwer, das Erlebte in Worte zu fassen. Am besten vielleicht so: „It was really amazing!“