Fast wäre es passiert – und man hätte Lutz von Rosenberg-Lipinsky in Bestwig ein Denkmal setzen müssen: „Für den Mann, der für die Kunst sein Leben gab. Mit physical Comedy!“, feixte Comdedian Hennes Bender. Doch bei seinem Sturz während des Abgangs von der der Bühne, die ein Scheinwerferstativ zum Wanken brachte, blieb der Moderator unverletzt. Also wird der Bürgersaal doch nicht in Rosenberg-Lipinsky-Halle umbenannt werden müssen. Und die fast 300 Besucherinnen und Besucher konnten bei der ersten „Bestwiger Lachnacht“ ganz befreit weiterlachen.
Das insgesamt fünfköpfige Ensemble bot mit dieser Veranstaltung ein neues Format – und das kam bei den Besucherinnen und Besuchern äußerst gut an: beginnend mit dem eher noch leisen und nachdenklichen Tönen des Schweizer Kabarettisten Roger Stein am Flügel über die Sturzeinlage des Moderators und dem aus dem Konzept gebrachten, grandios improvisierenden Hennes Bender über die Beobachtungen der Psychologin Vera Deckers bis hin zum Entertainer Christoph Brüske, der den Abend mit einer Liebeshymne auf Bestwig beschloss.
Roger Stein warnt vor dem "Abern" durchs Leben
Roger Stein philosophierte darüber, wie wir Menschen uns durchs Leben „abern“, weil wir zwar immer Wünsche und Ziele haben, dann aber doch immer ein „Aber“ finden, das gegen ihre Umsetzung spricht. Dagegen sollten sich manche Paare vor ihrer Hochzeit hingegen wieder mehr Gedanken über das Aber machen. Diese „Abers“ fasste der Schweizer in einem skurrilen Hochzeitssong zusammen, der dazu führt, dass man ihn nicht mehr so oft zu solchen Anlässen bucht. Würde man zwar gerne, aber…
Seinem Auftritt ließ Rosenberg Lutz von Lipinsky die Erkenntnis folgen, dass wir Deutsche auch noch so gerne pessimistisch sind. Selbst prophezeihte Weltuntergänge erscheinen uns suspekt – „weil wir denken: Das klappt doch sowieso nicht.“
Hennes Bender blickt zurück in die Zeit, als es bei Tchibo nur Kaffee gab
Und wir fühlen uns gerne schnell alt. Diese Ängste malte Hennes Bender wunderbar aus. „Wenn ich zu Hause auf meine Bücherwand mit noch zu lesenden Büchern gucke, ergreift mich manchmal die Panik: Hennes, das schaffst Du nicht mehr!“ Der Comedian aus dem Ruhrgebiet, herangewachsen in den 1970er Jahren, erinnert sich noch daran, wie es bei Tchibo ausschließlich Kaffee gab, als man im Zug nur auf die Toilette durfte, wenn er fuhr, und Koffer noch keine Rollen hatten. „Das Rad und der Koffer waren zwar schon erfunden. Aber es hatte noch niemand die Idee, das zusammenzubringen.“
Heute wiederum lebten wir in einer Zeit, die jemanden, der fünf Jahre im Koma lag, in die Vergangenheit zurückkatapultieren müsse: „Die Russen sind wieder böse. Atomkraft ist wieder nachhaltig. Und selbst die Grünen wollen aufrüsten und Waffen liefern.“ Wahrscheinlich würde der Patient, den man mit diesen Wahrheiten konfrontiert, nur denken: „Wenigstens ins Trump nicht mehr Präsident.“
Vera Deckers sucht das Event auf der Toilette
Die Psychologin Vera Deckers wiederum haderte mit dem Jugendwahn, der schon bei Jugendlichen beginne: „Es gibt 14-Jährige, die Antifaltencreme nehmen.“ Und sie zog ebenso über den Gesundheitswahn her: „Etwa, wenn die Urlauberin neben mir auf dem Kreuzfahrschiff abends um 22 Uhr nur eine gegrillte Peperoni und eine Olive vom Büffet nimmt und meint: ‚Ich habe heute Morgen gut gefrühstückt‘. Was soll ich mit dieser Information? Soll ich ihr sagen: Ich habe Ostern auch erst geduscht?“
Und dann müsse man obendrein noch für alles eine Note geben: „Du kannst nicht mal auf eine öffentliche Toilette gehen, ohne das Erlebnis zu bewerten.“ Den schönsten Kommentar habe sie zu einem Strandurlaub von einer Frau gefunden: „Das Oben-Ohne-Baden sollte verboten werden. Mein Mann konnte gar nicht entspannen.“
Christoph Brüske besingt Fort Fun und das Christophorus-Haus
Entspannung war auch bei dem Finale mit Christoph Brüske nicht angesagt. Die Lachmuskeln mussten noch einiges aushalten. Brüske erklärte, dass IKEA jetzt ebenso den Vollpfosten Trømp im Angebot habe wie den Kleiderschrank Dønald – „darin bleiben alle Schrauben locker.“ Und er amüsierte sich über die quälend langsamen Baufortschritte für die Kölner Oper: „Jetzt mussten die Arbeiten schon wieder aufgrund archäologischer Funde unterbrochen werden. Es soll sich um Werkzeuge einer früheren Bauphase gehandelt haben.“ Schließlich hinterfragte er die Entwicklungen unserer Sprache, in der Anglizismen für viele ein „NoGo“ sind und gendergerechte Workreationen dazu führen, dass man schon Ausbauer und Ausbauerinnen unter Ausbauende versteht, obwohl es sich doch um nur ein Ausbau-Ende handelt.
Mit seinem sprachlichen Talent spielte Brüske auch in seiner Bestwig Hymne, mit der der Abend fulminant abschloss. Zur Melodie des Sinatra-Klassikers New York, New York, fragte er singend: „Beim großen Thema Autobahn hat sich vieles hier getan. Doch wann macht ihr euch jetzt mal ans Werk beim Ferienpark Andreasberg?“ Im Gegenzug lobte er das vielfältige Angebot für alle Generationen, beginnend vom Fort Fun bis zum Schützenfest: „Die beste Kneipe die ich kenn, heißt Highway Man. Und geht der Opa nicht mehr raus, dann heißt sein Ziel: Christopherus Haus.“
Die beste Lachnacht aller Zeiten?
So bleibt die erste Bestwiger Lachnacht, zu der Kultur Pur mit der bewährten Unterstützung der Sparkasse „Mitten im Sauerland“ eingeladen hatte, sowohl dem Publikum als auch den Künstlern in guter Erinnerung. Für Hennes Bender war es die beste Lachnacht bislang überhaupt. Kein Wunder: Die Bühne hat im wahrsten Sinne des Wortes gebebt.
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